Nachdenkliches
Selbstkritik ist die Chance,
mit
der Selbstbewußtsein zur wahren Stärke werden kann!
Mobbing
wird sich nur dann dauerhaft und beinahe von alleine verab- schieden,
wenn sich jede Führungskraft, aber auch jede Einzelper- son dieses
Themas annimmt und den möglichen Eigenbeitrag zur Verhinderung von
Mobbing einleitet.
Die
hohen Kosten des Mobbing zeigen sehr deutlich auf, daß es im Interesse
jeden Unternehmens ist, das Mobbing zu verhindern und daß selbst die
Institutionalisierung einer Anti-Mobbing-Organisa- tionseinheit sich
sehr schnell rentieren kann. Unter der positiven Be- zeichnung ‘Konfliktberatungsstelle’
könnten hier alle potentiellen di- rekt und indirekt Betroffenen im
Umgang mit den Konflikten beraten und sukzessive ausgebildet werden,
denn Mobbing ist letztendlich nichts anderes als die dokumentierte
Unfähigkeit einer gesamten Organisation, Konflikte konstruktiv und im
gemeinsamen Interesse zu lösen.
Mobbing
ist nur dort möglich, wo eine gewisse Konfliktunfähigkeit existiert,
die das Schattendasein des Mobbings zuläßt und Konse- quenzen nicht
mutig und offen genug einleitet. Es ist ein mensch- liches und auch
gesellschaftliches Defizit, das auf fehlender Konflikt-
bewältigungsfähigkeit aufbaut. Dieser Vorwurf trifft sowohl den Mob-
ber selber, als auch das Umfeld und die Führungskräfte, aber auch das
Opfer. Je intensiver jeder das Mobbing angeht und auch vor per-
sönlichen Unbequemlichkeiten nicht zurück schreckt, um so weniger
Mobbing wird überhaupt entstehen.
Mobbing
läßt sich dauerhaft nur verhindern, wenn alle direkt und in- direkt
Beteiligten zusammen arbeiten und Mobbing zu verhindern suchen. Wer die
Konfliktlösungs- fähigkeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
über alle Hierarchiestufen hinweg trainiert und insbe- sondere den
höheren Führungskräften Instrumente zur frühen Kon- flikterkennung
und -lösung an die Hand
gibt, fördert damit den Ab- bau des Mobbings sichtbar. Denn wie jede
Seuche kann auch Mob- bing nur dort entstehen, wo die
Vorkehrungsmaßnahmen unzurei- chend sind. Wird Mobbing nur hinreichend
unbequem gemacht, wird es sich auflösen wie der Schatten nach
Sonnenuntergang.
Die
Abschaffung des Mobbing ist zugleich auch eine gesellschaft- liche
Verantwortung, die nicht nur aus ethischen Gründen sondern auch zur
Absicherung der jeweiligen Wirtschaftsstandorte und Erhal- tung bzw.
Steigerung der jeweiligen Produktivität einen sichtbaren Beitrag
leisten wird.
Mobbing
wirklich dauerhaft aus den Unternehmen zu verabschieden und damit
gänzlich neue Ressourcen- nutzungen zu ermöglichen wird für jedes
größere Unternehmen die Kostensenkungs- und Innova-
tionssteigerungsmaßnahme diesen Jahrhunderts werden. Doch an- gesichts
der Größe des Problems bedarf es eines konzertierten Zu- sammenwirkens
aus Gesellschaft, Unternehmen und allen Mitarbei- tern, auch den nur
indirekt Betroffenen.
Doch jeder
Einzelne kann seinen persönlichen Beitrag leisten, in- dem er auf
beobachtete Mißstände aufmerksam macht und diese aufdeckt. Mit
zunehmenden Intransparenzen kann man eben nicht mehr davon ausgehen,
daß Führungskräfte alles wissen. Mit zu- nehmenden Belastungen auch
nicht davon, daß sie erkannte Pro- bleme angehen.
Auch jede
noch so kleine Hilfestellung für das Opfer wird ihm in die- sen
schweren Zeiten Kraft geben und auch sein Durchhaltevermö- gen
stärken. Viel zu viele Opfer geben viel zu früh auf, tun es, um den
eigenen Ruf zu schützen und aus einer gesichert erscheinenden Po-
sition einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Damit schlägt jede posi-
tive Hilfe auch auf das Umfeld zurück. Denn je stabiler das Opfer, je
schwerer der Mobber es gemacht bekommt, um so eher gibt Letzt- erer
irgendwann auf.
Wer dazu
beiträgt, dem Mobber seine miese Aufgabe zu erschwe- ren, wer ihm die
Risiken seines Handelns erhöht, fördert damit zum einen die eigene
Persönlichkeits- entwicklung als auch die Abschaf- fung des
Mobbings.
Die
Chancen der Mobber sind die Konfliktunfähigkeit des nächs- thöheren
Vorgesetzten, dessen Arbeits- überlastung und geringe Sensibilität,
die Mobbing erst in einem sehr späten Stadium - wenn überhaupt -
wahrnimmt und angemessenes Handeln unmöglich macht, ohne die eigene
Führungsschwäche zu dokumentieren. Hier könnten die Unternehmen sehr
gezielt mit Frühwarnsystemen an- setzen, möglicherweise aber auch mit
einem Anti-Mobbingcoach, der in diesen Fällen dem Vorgesetzten hilft.
Statt dessen hilft heute die Personalabteilung gelegentlich als
Mobbing-Coach, der den Mobber noch unterstützt. Denn nach ihrer
Definition hat – so könnte man den Eindruck gewinnen – nur der Chef
das Recht zu einer Mei- nung. Vielleicht sollte auch hier eine Abkehr
von der Hierarchiegläu- bigkeit erfolgen.
Doch der
Mobber lebt auch vom Schweigen des Umfeldes. Würde Fehlverhalten
offener als bisher und auch lauter an höhere Vorge- setzte kommuniziert
– und wären diese offen dafür – dann könnten die miesen
Intriganten frühzeitig identifiziert und einer sinnvolleren
Produktivität zugeführt werden.
Das Glück
des Mobbers ist allerdings auch der hohe Charakter und ethische Standard
bei vielen, die sich Lügen und Intrigen dieser Art nicht einmal mehr
vorstellen können. Versteckt der Mobber sich noch selber hinter dem
Deckmantel des scheinbaren Opfers, so kann manch ein gutmütiger Kollege
durch das Weitertragen der Lügen gar zum unwissentlichen Helfer werden.
Die Subtilität des Mobbers darf man nicht unterschätzen. Wer seine
Arbeitsenergie in diese Art der Tätigkeit steckt kann eine enorme
Kreativität entwickeln, und an Skrupellosigkeit mangelt es ja
offensichtlich ohnehin nicht.
Abschreckende
Wirkung für Mobber könnten auch Mobbingwitze und die Aufdeckung des
typischen Mobberprofils haben, die die Persönlichkeitsdefizite des
Mobbers sichtbar machen und so auch eine gewisse Warnfunktion ausüben
und weiteres Mobbing ver- hindern können. Zugleich zeigt das die doch
für viele sichtbare Öf- fentlichkeitswirkung jeden Fehlverhaltens und
schafft eine erhöhte Sensibilität und über Diskussionen auch
Handlungsspielräume ge- genüber Mobbing.
Damit wird
auch eine große Lücke geschlossen, die dem Mobber immer wieder hilft:
das Gedächtnis des Umfeldes, das Unange- nehm- es gerne vergißt. Je
komplexer und intransparenter die Orga- nisation, um so mehr kann der
Mobber sich darauf verlassen. Und so ist es durch das Fehlen einer
zentralen Überwachungsstelle möglich, daß manch ein Vorgesetzter sein
jährliches Mobbingopfer seziert.
(Ein
Auszug aus Band 3: ‚Mob for Flop – Warum Mobbing die
Leistungsfähigkeit der Unternehmen zerstört, ISBN 3-9807881-2-1, 37
€) 
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