Zeit

Haben wir Geduld mit denen, die etwas langsam sind, und wichtige Veränderungen noch nicht einleiten wollen. Denn jeder sucht sich die Lernfelder, denen er gewachsen zu sein glaubt, und meidet die, die ihn überfordern können. Das ist ganz normal. Davon werden die Pro- bleme jedoch nicht weniger, sondern sie wachsen heimlich auf neue Größen heran – wie ein Virus, der unerkannt agiert und sich weiter entwickeln kann. So ist es auch mit dem Mobbing in den Unter- nehmen.

Doch weil sich die Probleme häufen, gibt es jetzt ein neues Mode- wort, die emotionale Kompetenz. Emotionale Kompetenz gab es schon immer, es sind Sozialkompetenz und Selbstmanagement, der Umgang mit den eigenen Emotionen und denen anderer. Aber jetzt haben wir ein neues Modewort. Schön, könnte man sagen, dann tut sich jetzt wohl was. Hört sich gut an - sagen die Voreiligen. Das Pro- blem ist zumindest erkannt - so die Skeptischen. Doch was tun – so die Pragmatischen? Denn Erfolge messen sich nicht an schönen Worten, sondern an Taten. Hier zeigt sich die wahre geistige Elite, in ihren Reaktionen auf Probleme.

Doch was sind Probleme, sagen die Überlasteten, definieren Sie mir das erst mal. Und wenden sich dem Tagesgeschäft wieder zu. Werden die Rückfragen lauter, wird es auch ihr Stöhnen. Muß man denn wirklich alles selber machen? Warum gibt es keine guten Mit- arbeiter, an die man auch mal anspruchsvollere Dinge delegieren kann? Steigendes Jammern sichert noch keine zunehmende Weis- heit. Also gehen die Probleme weiter.

Doch wer sagt, daß es überhaupt ein Problem gibt? Probleme kann man nicht sehen – vielleicht gibt es ja gar keins?

So kommt es dann zu einem Mechanismus, den man selektive Wahrnehmung nennt. Warum sich um Probleme kümmern, die man nicht sieht? Warum Probleme sehen, die man vielleicht gar nicht lö- sen kann, das hilft doch Keinem. Also sehen alle weg.

Doch immer noch wachsen Probleme im Stillen nur um so unbeküm- merter weiter, werden größer, und es kostet immer mehr Energie, sie zu ignorieren. Manchmal läßt es sich wirklich nicht vermeiden, und man muß handeln. Aber was tun, dafür gibt es kein Rezept, je- des Problem ist anders. Manchmal werden die wahren Probleme erst durch das Angehen sichtbar, und der, der sie wirklich lösen will, ist dann der Dumme. Doch manchmal kann man trotz dieses Wis- sens einfach nicht mehr wegsehen. Was also tun?

Lösungsversuche werden delegiert, so schwer kann das doch wohl nicht sein. Manchmal hat man damit auch Glück und trifft auf jemand- en, der sich an den Problemen trainieren und wachsen will. Das rechtfertigt die Beibehaltung dieser Methode. Es wird schon gehen - wir brauchen einfach noch ein wenig Zeit.

Man muß auch warten können!

Oder man erhöht seine individuelle Belastbarkeit. Doch das geht nur durch permanentes Training. Und wer hat dafür schon Zeit?

Denn wer ist schon bereit, die volle Verantwortung für den eigenen Aufgabenbereich zu übernehmen? Mit den Rechten und Privilegien sieht das anders aus, man ist es seinem Unternehmen schließlich schuldig, angemessen zu repräsentieren .... Aber Sorgfaltspflichten, Fürsorgepflichten für Angestellte – man kann ja auch alles übertrei- ben. Die sollen arbeiten, und nicht jammern!

(ein Auszug aus Band 5: Führung im Elfenlande,
ISBN 3-9807881-4-8, 37 €)
(Symbol: externer Link)

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