Führung
heißt immer auch Verantwortung - Verantwortung für die eigenen
Mitarbeiter, die Arbeitsaufgabe und deren Weiterentwik- klung sowie für
übergreifende koordinierende Aufgaben in dem ge- haltszahlenden
Unternehmen.
Deswegen
wird auch jeder Karrieresprung mit sichtbaren Einkom- mensvorteilen
verbunden - weil ja Verantwortung und Belastung stei- gen. Solange jeder
der Leistung höchste Priorität einräumt, stimmt das auch. Mit
zunehmenden Intransparenzen besteht jedoch auch die Chance, ohne dieses
unangenehme Beiwerk von Arbeit und Verantwortung in den Genuß der
Vorteile zu kommen.
Je besser
man die Schwächen der jeweiligen Organisation und der aktuellen
Entscheider kennt, um so leichter scheint das zu sein. Den einen
beeindruckt man mit wunderbaren Präsentationen, die gut be- zahlte
Berater auch höchst bereitwillig ausarbeiten. Den anderen durch den
permanenten Eindruck des Stresses oder die Fähigkeit, jeden unter Druck
zu setzen und damit Macht auszuüben. Der Mensch bewundert die
Fähigkeiten bei anderen, was er selber auch gerne hätte.
Und so ist
es allein eine Frage der richtigen Strategie, wie schnell man in den
Genuß einer Vielzahl von Vorteilen kommt und ein noch größeres Plenum
für seine Selbstdarstellungsaktivitäten erhält. Und wird darüber zum
Vorbild für viele, die auch gerne ihrer Familie viele gute Dinge
finanzieren möchten. So führt die Intransparenz dazu, daß Leistung
neu definiert wird. Nicht mehr die Arbeitsleistung im Sinne des
Unternehmens wird honoriert, sondern das Wohlgefallen des Chefs und das
Ausnutzen seiner aktuellen Schwächen und Defi- zite. Je größer diese,
um so mehr scheint echte Leistung in den Be- reich des Unsinnigen
abzuwandern.
Per
definitione haben Chefs jedoch keine Schwächen sondern im- mer nur die
anderen. Deshalb ändert sich auch so wenig. Und es kommt zu
gelegentlichen höchst unschönen Auswüchsen - die Pres- se lebt auch
davon.
Je
schlechter es dem Unternehmen geht, um so größer das Chaos und die
Intransparenz, um so ungestörter können sich diese Entwik- klungen in
den Unternehmen multiplizieren. Denn nun haben immer mehr Leute ein
Interesse daran, die Intransparenz zu erhalten und sogar zu
steigern.
Doch
manchmal wird gute Leistung trotzdem erfolgen und kann so- gar sichtbar
werden. Nun entscheidet sich, ob ein Unternehmen mit der Transparenz
auch die Menschlichkeit aufgegeben hat. Die Mob- bing-Statistiken
zeigen, daß das sehr oft der Fall sein muß.
Natürlich
kann das alles sehr lange so weiter gehen, denn ein Unter- nehmen hat
immer noch viele Leute, die den Leistungsfluß aufrecht- erhalten, und
manchmal auch die ein oder andere stille Reserve, die das
Geschäftsergebnis schönt. Viele negative Entwicklungen zeigen zudem
ihre Auswirkungen erst nach Jahren. Und - so hoffen die Übeltäter und
sprechen es viel zu oft auch offen aus - ,dann sind wir ja ohnehin schon
längst woanders’.
Und so
kommt es wie es kommen muß, den einen geht es immer besser, weil sie
diese Prozesse rechtzeitig zu stoppen verstanden haben: Auch davon sind
die Zeitungen voll! Und die anderen bauen sich in ihrem Inneren ihren
eigenen Sarg. ‚Außen hui und innen pfui’ – sagt der Volksmund
dazu, doch die Masse schweigt.
Natürlich
ist es auch schwer, diese Prozesse zu stoppen. Denn wo anfangen? Wie
macht man es? Und welche Frustrationen haben sich mittlerweile
aufgebaut, die sich bei den ersten positiven Ak- tionen ähnlich einem
Vulkanausbruch zeigen würden? Die Kenntnis- se des Konfliktmanagements
inklusive der Basisaussage zu dem stillen Wachstum versteckter Konflikte
hätte früher genutzt werden können. Je später man zu agieren
beginnt, um so größer dann das aufgebaute Problemfeld, um so mehr
Nachbarbereiche sind tangiert.
So wird
Handeln zunehmend schwer und manchmal fällt es einem wirklich leicht,
nichts zu tun. Und ein gewisses Verständnis dafür ist nur deshalb
nicht vorhanden, weil es um die Menschenrechte und Menschenwürde derer
geht, die von diesen Prozessen höchst schä- digend betroffen
sind.
Aber auch
wer aus Menschlichkeit keinen Grund zum Handeln sieht sollte es doch
möglicherweise aus wirtschaftlichen Argumenten her- aus tun. Dazu
allerdings bedarf es einer umfassenden Sicht der Pro- zesse und ihrer
Folgekosten.
(Auszug
aus Band 2: Ein charismatisches Führungskaleidoskop,ISBN 3-9807881-1-3, 37 €) 
zum
Seitenanfang
|