Der Nutzen vorausschauenden Handelns

 

Wissenschaft und Alltagserfahrungen liefern uns derzeit täglich Hin- weise, was passiert und so leicht hätte verhindert werden können. Man weiß heute, daß der 2. Weltkrieg verhindert worden wäre, hät- ten die Großmächte bereits bei dem Einmarsch Hitlers in Polen re - agiert. Aber sie waren bereit, Polen dem scheinbaren Frieden zu opfern. So wurde ein Größenwahnsinniger seiner sichtbaren Gren- zen beraubt.

Handeln heißt aber nicht – das lehrt uns die Geschichte – als Kamikazee-Einsatz zum Helden zu werden, nur eben – zumindest wirtschaftlich - tot. Handeln heißt, den eigenen Handlungsspielraum zu nutzen, und dazu gehört auch die Vermittlung von Ideen und War- nungen sowie sinnvollen Handlungsalternativen an andere, die über diese Informationen nicht verfügen. Meist ergeben sich so inter- essante Gespräche, da jeder über weitere – ergänzende – Ideen, Erfahrungen oder Kenntnisse verfügt.

Doch in dem Moment, da relevantes Wissen allen zur Verfügung steht - und in unserem Kommunikationszeitalter ist das nur eine Frage der Methoden - kann es nicht mehr vernichtet werden. Dann wird es über die Mund-zu-Mund-Propaganda ewig existieren, auch ohne jedes vorhandene Schriftgut. Auch deshalb haben die totali- tären Regimes die denkende Elite so oft zu vernichten gesucht; auch deshalb wurde so viel bedeutsames Wissen trotzdem über Jahr- tausende in vielen wesentlichen Teilen erhalten.

In der Kommunikation wie der Kriminalisierung gilt das Gesetz der ‚Klasse statt Masse’: Eine große Kriminalisierung oder Wissens- vernichtung ist nur möglich, wenn die Elite sich ablenken läßt, statt bereits frühzeitig mit relativ wenigen gezielten Maßnahmen Fort- schritt, dauerhafte Stabilität und Frieden sicherzustellen. Brot und Spiele statt Fortschritt – das gab es schon in der Antike!

Wenn jeder nur im Rahmen seiner Möglichkeiten mit ein wenig Mut das tut, was er tun könnte, dann könnte sich für unsere Gesellschaft – auch in anderen Bereichen – viel verändern. Solange wir jedoch auf Zuständigkeiten bauen, uns auf die verlassen, die durch die Kom- plexitäten längst dem Burnout entgegenstreben, kann es nur – wie die aktuellen Trends sichtbar aufzeigen - immer schlimmer werden.

Die zunehmende Kriminalisierung macht das Wegsehen immer schwerer. Auch deshalb werden alle Naturkatastrophen und Kriege so gerne und ausführlich diskutiert, denn es lenkt so schön von den eigentlichen hausgemachten – und eben änderbaren - Problemen ab. Je lauter die Probleme der Welt diskutiert werden, um so we- niger Kraft und Zeit bleibt für die Lösung derer, die man hand- haben könnte. Darum können diese auch immer weiter zunehmen. Warum soll man sich darüber aufregen, wenn ein Unternehmen Arbeitsplätze ins Ausland verlagert und unsere Jugendlichen auf der Straße stehen und randalieren, wenn es doch schwerwiegendere Probleme gibt?

Aber warum glauben wir, nichts tun zu können? Die Macht des Kon- sumenten ist sehr stark, die gigantischen Marketingbudges bewei- sen es und der Anteil ihrer Sozialausgaben zeigt, daß auch die Marketiers sich zumindest der Bedeutung des sichtbaren gesell- schaftlichen Beitrages für den Absatzerfolg eines Unternehmens bewußt sind.

Erfahrungen zeigen, daß selbst Stellenreduktionen größeren Aus- maßes im Rahmen normaler Fluktuationen leicht zu bewältigen wä- ren. Statt dessen scheint sich so manch einer endlich mal wieder stark zu fühlen, wenn er über das Glück oder Elend anderer ent- scheiden kann. Kündigung als Beweis der Macht oder der Ohn- macht?

Doch die Kunden merken sich das ebenso gut wie die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter. So werden dann steigende Demotiva- tionsraten mit zunehmendem Arbeitsplatzdruck kompensiert ...

(ein Auszug aus Band 4: Ein Prinz auf Reisen und andere Managerträume, ISBN 3-9807881-3-X, 37 €) (Symbol: externer Link)

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