Persönliche Fragen und Antworten

von und mit Susanne Philipsenburg

Ihre Lieblingsworte?

Zur Zeit: Höchstleistung, Effizienz, Menschlichkeit, Authentizität, Flexibilität

Wie kamen Sie dazu, sich nach 15 Berufsjahren 2 Jahre zu einem Sabbatical zurück zu ziehen, und dann 5 Bücher gleichzeitig zu veröffentlichen?

Spaß am Schreiben, Denken, Analysieren und Entwickeln konstruk- tiver Handlungsmuster, aber auch ein gewisser Perfektionsdrang, der die Dinge – inhaltlich – abzurunden sucht. Und natürlich die frühe Entscheidung für den Eigenverlag, der die Abstimmung kritischer Gedanken mit Außenstehenden erspart und aus einer ge- wissen Überheblichkeit großer Verlage entstanden ist. So konnten auch die Buchcover individuell auf den jeweiligen Titel angepaßt werden, statt sich einer Standardnorm zu unterwerfen – so, wie es eben bei der Führung von Mitarbeitern auch sein sollte.

Woher haben Sie Ihre Kompetenz?

Sie ist vorwiegende dem GMV zuzuordnen. 15 Jahre Höchst- leistungsarbeit bei mehreren Weltfirmen, auch als Prokuristin und leitende Angestellte, vorher Banklehre und Studium der Betriebs- wirtschaft sowie 3monatiger Auslandsaufenthalt haben neben der fachlichen auch eine Persönlichkeitsbildung ermöglicht, die erst zusammen den GMV = Gesunden MenschenVerstand bilden kann.

Warum glauben Sie dann, gibt es so viele Probleme in dieser Welt?

Zu viele Menschen haben vor der steigenden Komplexität längst aufgegeben, leider auch die ein oder andere Führungskraft. Statt also ständig zu wachsen und zu lernen, legen sie sich selber Scheuklappen an und sehen nur noch das, was bequem ist. Also können Probleme im Stillen wachsen und immer größer werden. Man hat dann, wenn diese eskalieren, wenig Übung in derartiger oder ähnlicher Problembewältigung. Das ist etwa so, wie wenn man unvorbereitet in einen Marathon geht. Nur daß der Zusammenbruch dieses Marathonläufers vorhersehbarer schien, da man sich der Zusammenhänge zwischen Training und Leistung im Sport be- wußter als in der Unternehmensführung ist.

Warum sehen Sie das offensichtlich alleine so?

Das sagen Sie! Es gibt sehr viele hervorragende Wissenschaftler- innen und Wissenschaftler, die seit Jahrzehnten vor Fehlentwik- klungen warnen. Doch offensichtlich werden in unserer Gesellschaft Leute mit sichtbaren Statussymbolen ernster genommen als diese. Und noch nie hat es eine Berufsspezies gegeben, die sich selber öffentlich kritisch sah. Daß sie es intern tut, beweisen die Buch- erfolge einiger bemerkenswerter Sarkasten.

Was würden Sie also dem Topmanagement empfehlen?

Suchen Sie sich Sparrings-Partner für eine freundschaftliche Lern- gemeinschaft in Führungsfragen. Lernen Sie voneinander und mit- seinander. Beheben Sie Schwächen, bevor sie nach außen sicht- bar werden. Denn ihre gehobene Position läßt keine Schwächen mehr zu, da jede irgendwann sichtbar werden wird. Und natürlich: Lesen Sie meine Bücher!

Man sagt, Sie seien unbequem?

Wer die Wahrheit und offene Diskussionen scheut, wer gar Ego- ismen zu Lasten der Menschlichkeit auslebt, muß das denken! Kluge Führungskräfte suchen sich übrigens Berater, die auch den Mut zur Wahrheit haben, sei diese auch noch so unbequem. Denn sie erfahren ihre eigenen und die betrieblichen Probleme lieber von diesen, als aus der Presse!

Was sind ihre Stärken?

Das ist eine sehr individuelle Ansicht. Denn als Stärke bei einem anderen bezeichnet man üblicherweise das, von dem man selber weniger hat. Oder man akzeptiert bei anderen nur die Stärken, über die man auch verfügt. Je nach persönlicher Sicht kommt man so zu sehr konträren Antworten. Ganz sicher gehört dazu aber meine hohe Belastbarkeit, die aufgrund sehr vieler Streßmanagement-Übungen möglich wurde. Vielleicht bilden Sie sich über den Rest eine eigene Meinung.

Und ihre Schwächen?

Meine Gegner würden hier bestimmt meine hohe Selbstsicherheit aufführen. Und karrieremäßig war es ganz sicher mein Geschlecht. Vielleicht auch, daß ich trotz dieses wirtschaftlichen Handicaps glaubte, Leistungsbeiträge wären auch in überdurchschnittlicher Höhe erwünscht. Nichts dazu lernte, als meine Vorgesetzten immer jünger wurden.

Wurden Sie schon einmal gemobbt?

Wenn sie mit Mobben meinen, daß man mir Unterwürfigkeit zu Lasten meiner Leistungsfähigkeit anzuerziehen suchte. Ja. Wenn Sie darunter verstehen, daß man meine Leistungsfähigkeit zu zer- stören suchte – auch. Wenn Sie glauben, daß dazu mehrere nötig waren – das sogenannte Mob – nein. Das tun auch Einzelne – leider viel zu oft welche mit Anweisungsbefugnis!

Sind Sie auch manchmal sarkastisch?

Diese Frage verwundert mich – lassen Sie mich nachdenken. Aber ich habe nur in männlich geführten Bereichen gearbeitet. Reicht das als Antwort?

Werden Sie doch bitte deutlicher!

Also, gelegentlich habe ich doch die weichen Qualitäten vermißt. Mehr kann ich aber jetzt wirklich nicht sagen.

Wir wollen es aber ganz genau wissen!

Ab einem gewissen Grade kann man Ineffizienzen und Vernichtung von Leistungsfähigkeit und –motivation nur noch mit Sarkasmus betrachten. Oder man wird zum Märtyrer und spricht die Probleme offen an. Das jedoch wird in hierarchischen Strukturen wie eine Re- volution geahndet. Also flüchten alle – übrigens auch die Männer – in bösen Sarkasmus. Man kann sich dem nicht wirklich entziehen.

Haben Sie auch schon mal an sich selber gezweifelt?

Ja, denn das ist der Bestandteil jeder Weiterentwicklung: Sich sel- ber in Frage stellen, persönliche Entwicklungsfelder identifizieren und diese dann systematisch und mit fortschrittlichen Methoden angehen. Das schafft übrigens sehr viel Sicherheit gegenüber Angriffen jeglicher Couleur – denn wer seine eigenen Schwächen kennt, läßt sich durch unspezifizierte Pauschalangriffe nicht mehr verunsichern.

Und wie ist es mit dem Einholen von Feedback durch Dritte?

Das gehört zum Standardalltag jeder fortschrittlichen Führungskraft, die die eigenen Entwicklungspotentiale noch für relevante Leistungs- beiträge hält. Man erfährt so übrigens auch viel Gutes!

Warum verließen Sie Ihren letzten Arbeitgeber?

Man gönnte mir ein Sabbatical. Das brauchte ich dann allerdings auch.

Finden Sie Ihre Antworten etwa witzig?

Manchmal kann man das Leben eben nur noch mit Humor ertragen. Das aber geht gut.

erdienen Sie denn auch Geld?

            Verdienen schon.  

Wir danken für dieses offene Gespräch
und raten jedem,
dessen Selbstwertgefühl Mängel aufweist,
Abstand zu halten!

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