Die Einleitung
Liebe
Leserinnen und Leser,
ich danke
Ihnen für Ihr Interesse an dieser unbequemen Thematik, da Sie allein
schon durch ihre Offenheit für das Mobbing dieses durch erhöhte Aufmerksamkeit
und Bewußtheit vermeiden helfen.
Dieses
Buch ist als Praxisratgeber gedacht, der die Grundzüge des Mobbing
kurz aufzeichnen und seine Ursachen erläutern soll, um schließlich
allein durch das tiefere Verständnis der Zusammenhänge und eine offene
Diskussion Mobbing sichtbar zu machen und so zu verhindern. Die offiziellen
Instanzen versagen bei diesem psycho- logisch ausgelösten Thema und
überlassen so den betrieblichen Neurotikern kampffrei das Feld.
Wachsende
Intransparenzen und Komplexitäten ermöglichen ein auf psychischen
Defiziten aufgebautes Mobbing, das rücksichtslos Ei- geninteressen
verfolgt, dabei massive – insbesondere indirekte – Kosten für die
Unternehmen auslöst und diese mit hohen potentiellen Folgekosten und
-risiken belastet. Logik und Menschenwürde sind dem Mobber fremd,
gerade deshalb ist sein Verhalten für den psy- chisch Gesunden so
schwer nachvollziehbar. Und deshalb kann er oft auch so ungestört
agieren.
Mobbingprobleme
sind nur an der Ursache direkt zu lösen, also bei dem Mobber selbst.
Das geht nur durch einen Kraftakt – entweder der verantwortlichen
Führung oder der Gesellschaft als Ganzes. Denn ein Einzelner hat wie
bei jeder Massenkriminalität kaum eine Chance, wenn es sich nicht
um definierte Verantwortungsträger mit hohem Einfluß handelt. Doch
da Mobbing vorwiegend von Vorge- setzten zur Beseitigung von potentiellen
Karrierekonkurrenten einge- setzt wird und Führungskräfte wenig Ausbildung
in Konfliktlösungs- prozessen und keine in dem Erkennen von Mobbing
erhalten ist das Versagen fast vorprogrammiert.
Und für
den angerichteten Schaden einstehen zu müssen ist ein Be- standteil
jeder Rechtsstaatlichkeit. Das sollte auch dann für die Mob- bing-Folgeschäden
gelten, wenn diese ‚nur’ gesundheitlicher und psychischer Art sind.
Dummheit schützt vor Strafe nicht – dieser Grundsatz der Jurisprudenz
kann jede höhere Führungskraft treffen, die das Massenphänomen ‚Mobbing’
in dem eigenen Verantwor- tungsbereich nicht wahrnimmt und löst.
Das Opfer
ist meist seinen vielfältigen Problemen alleine ausge- setzt. Und
bräuchte dringend Hilfe. Jetzt ist die Stabilisierung des Selbstwertgefühles
extrem wichtig, denn gegen dieses gehen die Angriffe der Mobber üblicherweise.
Die gezielt ausgelösten Ver- sagensängste und die Drohung der Offenlegung
scheinbarer Schwä- chen sollen das Opfer dazu bringen, freiwillig
zu gehen und dem Tä- ter so ihm Nachhinein noch äußerliches Recht
zu verschaffen.
Die Methoden
der Mobber sind hart und grausam, ihre Opfer viel zu sehr auf sich
selber gestellt. Diese miteinander in Kontakt zu bringen kann allerdings
eine hohe Gegenkraft zu den Untaten der Mobber bewirken. Und darüber
auch die Unternehmen zum Handeln zwin- gen. Denn Mobbing ist ein Angriff
auf die Menschlichkeit und damit auch auf die Gesellschaft. Solange
die Unternehmen dieses Mas- senproblem aus Führungs- und Konfliktunfähigkeit
heraus ignorieren, zwingen sie sich selber einen Außendruck durch
aktive Gegenmaß- nahmen der Gesellschaft auf.
Mit wachsendem
Leid einer steigenden Anzahl von Opfern und ihrer Familien entwickeln
sich hier große Risikofelder für die Unterneh- men, denen man frühzeitig
begegnen oder auf die man auch warten kann. Denn Mobbing ist ein Angriff
der Schwäche. Wer diesen in seinem Verantwortungsbereich zuläßt beweist,
daß er dem ihm üb- erlassenen Handlungsspielraum nicht gewachsen ist
und externer Beschränkungen bedarf.
Doch oft
ist der Auslöser auch einfache Unwissenheit – diese soll mit dem vorliegenden
Buch behoben werden. Denn es gibt viele Wege, das Mobbing in einem
frühen Stadium zu beenden, wenn es ähnlich kraftvoll verhindert wie
ausgelöst wird. Erst wenn Führungskräfte ihre eigentliche Stärke erkennen
und auch gezielt einzusetzen lernen, werden Mobbing und Psychoterror
am Arbeitsplatz der Vergangen- heit angehören.
Deshalb
soll dieses Buch Mut zum Handeln vermitteln, für den Be- troffenen,
der weiß, daß man sich wehren kann, aber auch für die hö- heren Führungskräfte,
die zunehmend verstehen werden, daß man eingreifen muß, um die Seuche
Mobbing nicht zum BSE-Fall der Un- ternehmenskultur werden zu lassen.
Mobbing
ist eine Krankheit und als solche sollte sie auch behandelt werden.
Nur: Ernsthaft Kranke sollten nicht in Unternehmen arbeiten – und
erst recht nicht als Führungskräfte. Ähnlich jeder anderen an- steckenden
Krankheit sollte auch der Mobbing-Virus systematisch aus den Unternehmen
fern gehalten werden.
Durch
eine sich selbst fast automatisch aufzeigende Mobbingkultur kann jedes
Unternehmen weitreichenden Schaden erleiden, sowohl für die interne
Motivation als auch für das die Käuferschichten an- sprechende öffentliche
Meinungsbild. Und möglicherweise bald auch bis zu institutionellen
Regreßpflichten der Geschäftsleitung aufgrund der Vernachlässigung
der Fürsorgepflicht gegenüber ihren Arbeit- nehmern.
Das Bewußtsein,
daß Einzelfälle nicht zählen, ist so zutreffend und in die Überlegungen
einbezogen, daß man eine große Problematik ignoriert, bis sie möglicherweise
ein Massenphänomen geworden ist. Doch dann wirken alle diese so großzügig
ignorierten Einzelfälle zusammen! Das erfordert für die Unternehmen,
sich des Themas Mobbing aktiv anzunehmen und die Führungskräfte auf
diese Kon- fliktfelder und ihre Lösungsprozesse auch angemessen vorzuberei-
ten.
Nur die
Schweigekultur macht Mobbing möglich. Wenn jeder Ein- zelne - ohne
Risiken für seine Position und sein Ansehen - die Chan- cen nutzt,
die er hat, um Mobbing zu diskutieren, anzuprangern und damit einen
gewissen Handlungszwang auf die Verantwortlichen auszulösen, hat Mobbing
keine Chance mehr.
(ein
Auszug aus Band 3: ‚Mob for Flop – Warum Mobbing die Leistungsfähigkeit
der Unternehmen zerstört, ISBN 3-9807881-2-1, 37 €) 
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